Bauern vertreiben Hessen
Ballade "Räuber-Flucht im Hönnen Thal" auf Hof Schulte-Horst entdeckt
Süderländer Volksfreund, 24.06.2005 - Von Bettina Görlitzer
EISBORN · "Schaut, schaut, auf und ab, bald kömmt General Hesse, in vollem Trab" - das sind die ersten Zeilen einer Ballade, die den Titel "Die Räuber-Flucht im Hönnen Tahl" trägt. Beschrieben wird darin, wie sich die Bauern aus dem Hönnetal erfolgreich gegen marodierende hessische Soldaten verteidigen. Rudolf Tillmann ist auf diese bedeutende historische Quelle gestoßen, als er etwa 150 Urkunden und Dokumente auf dem Hof Schulte-Horst bei Eisborn gesichtet hat. Damit, dass er eine Ballade mit höchst kriegerischen Inhalt in literarischer Versform finde würde, hatte er nicht gerechnet: "Sie behaupteten und stritten für ihr Recht, Da ging es den Schurken entlich schlecht".
Eigentlich hatten Tillmanns Schwester und sein Schwager, Regina und Franz Schulte-Horst, den Juristen gebeten, das Material für eine Chronik des Hofes auszuwerten. Aber nicht nur durch den außergewöhnlichen Fund der Ballade ist klar, dass die Papiere, von denen das älteste etwa aus dem Jahr 1650 stammt, Aufschluss geben können über viele Aspekte der Heimatgeschichte. Dies bestätigt auch Dr. Theo Bönemann, der gemeinsam mit Tillmann die Ballade transkribiert hat.
Der Text belege, so die beiden Forscher, dass es auch im Hönnetal kriegerische Auseinandersetzungen gegeben habe. Es sei der erste Text überhaupt, in der die Region "als Kriegsraum dargestellt" werde, so Bönemann, der bereits einige wissenschaftliche Abhandlungen zur Regionalgeschichte publiziert hat. Um welchen Krieg es sich indes gehandelt hat, in dessen Rahmen die Handlung der Ballade eingebettet wurde, ist noch nicht sicher. In Frage kämen, aufgrund der hessischen Beteiligung, die "Truchsessischen Wirren (1577 bis 1583), der Dreißigjährige Krieg (1618 bis 1648) und der Siebenjährige Krieg (1756 bis 1763).
Die Historiker gehen davon aus, dass das Schriftstück etwa 250 bis 300 Jahre alt ist, da es auf hochdeutsch verfasst ist. Außerdem liegt die Vermutung nahe, dass eine Geschichte um ein bereits vergangenes Ereignis niedergeschrieben wurde - das spräche zumindest gegen den Siebenjährigen Krieg. Besonders bemerkenswert sei, dass in diesem Schriftstück auch Wertevorstellungen der Landbevölkerung festgehalten wurden, betont Bönemann wiederholt. Tillmanns erstes Ziel ist es, im kommenden Jahr die Chronik des Hofes Schulte-Horst fertig zu stellen, aber er ist sehr daran interessiert, weitere Quellen zu sichten, um sich ein genaueres Bild zu machen. Wer im Besitz historischer Dokumente ist, kann sich unter Telefon (0 21 04) 5 35 77 mit ihm in Verbindung setzen.
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