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Denkmal des Monats November 2006

Denkmal des Monats November 2006
Quelle: http://www.lwl.org/LWL/Kultur/WAfD/Denkmal_des_Monats/archiv_Denkmal_des_Monats_2006/

Menden, Kirchplatz 4,  Haus Hoppe - ehemaliges Schmitmannsche Haus / sogenanntes altes Rathaus

In Menden am Kirchplatz stehen eine ganze Reihe stattlicher denkmalwerter Gebäude, die von der Geschichte Stadt erzählen können. Das ehemalige Schmitmannsche Haus, als Haus des Kaufmanns und Richters Petrus Schmitmann im Jahr 1571 anstelle eines alten Schulhauses errichtet, wurde jetzt innerhalb von nur zehn Monaten saniert und für die neue Nutzung als Bürohaus umgebaut. Zum Einzug zeichnet das LWL-Amt für Denkmalpflege in Westfalen dieses Gebäude als Denkmal des Monats November 2006 aus.

4Tür

um 1812 noch verputzte Fassade,
ursprüngliche Haustür von 1715

 

Die Stadt Menden verkaufte das Gebäude im Dezember 2005 an die heutige Eigentümerin Manuela Hoppe, die schon im Vorfeld gemeinsam mit ihrem Mann Peter Hoppe und zusammen mit ihren Architekten, dem Büro Hans-Georg Simon aus Menden, erste Gespräche mit der Denkmalpflege über notwendige Erhaltungsmaßnahmen und die geplante Sanierung dieses Denkmals führte. Peter Hoppe begleitete die gesamte Baumaßnahme sehr intensiv. Die Aufgabe, dem Denkmalschutz bei der Sanierung dieses Gebäudes angemessen Beachtung zu schenken, sahen alle Beteiligten als Chance, hier ein beispielhaftes Projekt zu realisieren. Der Zustand des Gebäudes vor der Sanierung wies erhebliche Mängel auf, die sich beim genauen Hinsehen und durch sorgfältige Schadensuntersuchungen zu Beginn der Baumaßnahmen als ausgesprochen anspruchsvoll erwiesen. So musste die gesamte innere Holzkonstruktion, d. h. fast alle Deckenbalken und zahlreiche Dachbalken wie auch einige Fachwerkwände, umfassend saniert und statisch stabilisiert werden. Viele dieser Hölzer waren soweit durch Fäulnis zerstört, dass sie ersetzt werden mussten. Die innere Ausstattung des Gebäudes mit Fenstern, Treppen und Türen wurde durch vergangene Umbauten schon stark verändert und besaß zum Teil keinen historischen Wert, sodass hier in manchen Bereichen die Freiheit zu einer auf den Bestand abgestimmter Neugestaltung gegeben war. Ziel der Familie Hoppe wie auch des LWL-Amtes für Denkmalpflege war es, gerade die noch vorhandene Substanz aus dem 16. Jahrhundert soweit es möglich war zu erhalten und in das neue Nutzungskonzept einzubauen.

Das ehemalige Schmitmannsche Haus direkt in der Nachbarschaft der St. Vincenzkirche gelegen hat eine wechselvolle Geschichte erlebt. Im Türsturz über dem ehemaligen Hauseingang an der Südseite zum Kirchplatz findet sich die Inschrift “Has aedes fiere fecit Betru Schmitman anno 1571” (Petrus Schmitman ließ diese Haus im Jahre 1571 erbauen), die bei Modernisierungsarbeiten in den 1970er Jahren freigelegt wurde. Das Gebäude wurde demnach 1571 errichtet als zweigeschossiger verputzter Bruchsteinbau und stand ursprünglich traufständig zum Kirchplatz. Wie sich anhand der Baubefunde herausstellte, besaß es ein mit Schiefer eingedecktes Dach. Das Haus diente zunächst sicherlich als Wohnhaus, wurde aber möglicherweise außerdem als Gerichtsgebäude genutzt, da Peter Schmitmann und auch die dann folgenden Generationen der Schmitmanns im 17. Jh. das Richteramt und mehrfach daneben das Amt des Bürgermeisters in Menden bekleideten. Im Keller des Gebäudes findet sich ein kleiner Raum, der in dieser Zeit als Gefängniszelle gedient haben könnte. Das Haus blieb weitgehend unbeschadet von den beiden großen Stadtbränden Mendens in den Jahren 1652 und 1663. Im Jahr 1715 ließ Johann Wilhelm Schmitmann, der ebenfalls Richter war, das Haus erweitern und umbauen, dabei erhielt es die vorhandene Giebelfassade zum Kirchplatz mit dem auffälligen Werksteinportal. Der Dachstuhl des neuen Anbaus musste für die Erweiterung auf der Südseite entsprechend höher gesetzt werden als der des Altbaus, die neue Eindeckung erfolgte vermutlich schon mit Tondachziegeln. Die ältere Dachkonstruktion und ein Teilstück der Schieferdachdeckung des Kernbaus von 1571 blieben unter dem neuen Dach von 1715 erhalten und wurden so über fast 300 Jahre unangetastet vor weiterer Bewitterung geschätzt. Dieser Rest der Schieferdeckung aus der Erbauungszeit des Hauses, die damals schon in der heute sogenannten altdeutschen Deckung auf einer Eichenschalung verlegt worden ist, kann als einzigartig bezeichnet werden. Eine Dachdeckung aus Schiefer konnte im 16. Jh. nur für besonders repräsentative und reiche Bauten gewählt werden, es war ein sehr teures aber auch sehr lange haltbares Material. Verwendet wurde der regionale Schiefer aus einer der Gruben um Antfeld bei Bestwig, die bereits im 16. Jh. im Sauerland Schieferbergbau betrieben. Es handelt sich damit bei diesem Reststück wohl um das älteste original erhaltene Belegstück einer Schieferdeckung in der Region Westfalens. Im Rahmen der jetzigen Sanierung des Hauses wurde es in seinem Bestand gesichert sowie konservierend behandelt und ist im offenen Dachstuhl sichtbar.

Schmittmann-1Das Gebäude hat bei früheren Umbauten mehrfach Grundrissveränderungen erlebt. Die ursprüngliche Situation im Erdgeschoss bestand vermutlich aus einem größeren und einem kleineren Raum, zwischen denen sich quer zum First eine Kaminanlage befand, die sicherlich auch noch im Obergeschoss zur Beheizung von ein oder zwei Räumen diente. Mit Erweiterung des Gebäudes im Jahr 1715 wurde diese Kaminanlage aufgegeben, entfernt und die Traufwand zum Kirchplatz mit Durchbrüchen in den neuen Anbau versehen. Spätere Umbauphasen des Hauses veränderten die Räume ebenfalls, aber nicht mehr so tiefgreifend. 1849 kaufte die Stadt Menden das Gebäude im Rahmen einer Zwangsversteigerung und stellte darin kostenlos Räume für das Amtsgericht zu Verfügung. Diese Nutzung des Gebäudes im 19. Jh. deutet ebenfalls daraufhin, dass hier schon seit längerem eine Gerichtsfunktion angesiedelt war. In folgenden Jahren wurde in einigen Räumen des Hauses außerdem die höhere Stadtschule untergebracht, später das Rathaus, die Sparkasse und wiederum das Amtsgericht. Nach 1923 vermietet die Stadt das Ober- und Dachgeschoss des Gebäudes am Kirchplatz 4 an den christlichen Gewerkschaftsbund, im Erdgeschoss wird eine ehrenamtlich verwaltete Bücherei eingerichtet, getragen von der Stadt und dem kath. Borromäusverein. Die Nutzung als Bücherei blieb bis in die 1990 Jahre in dem Gebäude, außerdem befanden sich dort soziale Einrichtungen und zuletzt auch die städtische Musikschule.

Im Rahmen der jetzt erfolgten Sanierung für die neue Nutzung als Bürogebäude wurden einige nicht denkmalwerte Leichtbauwände entfernt, um jeweils großzügigere Raumzuschnitte zu erhalten. Eine Fachwerkwand im Erdgeschoss, die in Teilen der Umbauphase von 1715 entstammt, wurde für eine verbesserte Nutzbarkeit des Eingangsbereiches um einige Meter verschoben. Im Dachgeschoss sind eine Fachwerkwand und kurze Teilstücke der drei Deckenbalken, auf denen sie stand, entfernt worden zugunsten der Vergrößerung des einzigen Treppenaufganges im Gebäude. Dieses Treppenhaus erhielt eine neue Treppenkonstruktion anstelle der nicht erhaltenswerten und wenig passenden Treppe aus einer Umbaumaßnahme in den 1970er Jahren.

Schmittmann-2

Die weißen Lehmgefache wurden durch Glas
ersetzt, ansonsten außen weitgehend
unverändert, Foto: Dr. Bönemann, 2001
 

Die Innenflächen der Außenwände trugen im Bereich der Deckenbalken minimale Reste an älteren Putz und Farbfassungen, die in situ unter dem neuen Putz belassen wurden. Im Erdgeschoss finden sich über einem Raumabschnitt, der zu dem Kernbau von 1571 gehört, breite Eichenbretter auf den Deckenbalken, die schon im 16. Jh. als Bodendielen genutzt wurden. Ein kleiner Teil der Bretter lag vor der Sanierung im Dachgeschoss, wo diese wegen der umfangreichen Reparaturmaßnahmen an der Holzkonstruktion herausgenommen wurden. Diese Decke im Erdgeschoss konnte nahezu im Original erhalten bleiben und sie ist in ihrer ursprünglichen Lage als Deckenuntersicht zu sehen, darüber liegt der neue Fußbodenaufbau für das Obergeschoss.

Da das Haus zukünftig vom Erdgeschoss bis zum Dachgeschoss als Bürohaus dient und in allen Etagen gut belichtete Arbeitsplätze zur Verfügung stehen sollten, war die Frage nach einer denkmalverträglichen Ergänzung der vorhandenen Fenster zu lösen, denn die bisherigen Fensteröffnungen ergaben in manchen Räumen, insbesondere im Dachgeschoss, zu wenig Lichteinfall. Drei dreiseitig verglaste Dachgauben auf dem rückwärtigen Dach anstelle von vier dort vorher bestehenden kleineren Gauben mit sehr wenig Glasflächen verbessern die Belichtung im nördlichen Teil des Dachgeschosses deutlich. Ebenso konnten an der Rückseite des Hauses zwei Fensteröffnungen im Obergeschoss, die bereits mehrfach Veränderungen erfahren hatten, durch die Herausnahme der Brüstungen vergrößert werden, so dass auch hier der Lichteinfall und die Raumwirkung im Inneren verbessert wurden. Zum Kirchplatz hin zeigt sich das Haus nun ebenfalls mit einem leicht geänderten Gesicht, denn das Fachwerk des Giebeltrapezes, das ursprünglich verputzt war, später als Sichtfachwerk freigelegt wurde und sich zwischenzeitlich wegen der starken Bewitterung in einem desolaten Zustand befand, ist anstelle der früheren Putzhaut mit einer transparenten Glashaut bedeckt. Diese neue Außenhaut schützt die reparierte und in weiten Teilen erneuerte Fachwerkkonstruktion nun zuverlässig vor Bewitterung. Zugleich ermöglicht diese Lösung eine verbesserte Belichtung des südlichen Dachgeschosses, ohne zusätzliche Fensteröffnungen in der Fassade zu schaffen. Die im Giebel weiterhin vorhandenen vier Fensteröffnungen sind historischer Bestand von 1715, ebenso die Fensteröffnungen im Erd- und Obergeschoss dieser Fassade, die ursprünglich nicht bruchsteinsichtig, sondern wie auch das Giebeltrapez insgesamt verputzt war. Im Werksteinportal ist die Holztür von 1715 erhalten und konnte ergänzt sowie umgearbeitet werden, sodass sie zum Innenraum die Anforderungen an ausreichende Dichtigkeit und Kälteschutz erfüllt, zugleich in der Fassade als schönes historisches Türblatt belassen ist.

Die Beheizung des Gebäudes erfolgt langfristig energiesparend über Erdwärme, die dazu erforderliche technische Anlage konnte in einem der Kellerräume verträglich untergebracht werden. Die übrigen Kellerräume sollen nur temporär genutzt werden und benötigen keine größeren Sanierungsmaßnahmen. Zu guter Letzt konnten nach langen Verhandlungen auch die Auflagen des Brandschutzes, vom Dachgeschoss aus noch einen zweiten, anleiterbaren Fluchtweg zu schaffen, denkmalverträglich erfüllt werden, in dem in einer kaum einsehbaren Dachfläche an der Ostseite ein Dachausstiegsfenster eingebaut wurde.

Im Ergebnis zeigt sich jetzt am Kirchplatz in Menden die zügig und ausgesprochen gut gelungene Sanierung eines sehr vielschichtigen Gebäudes, das hinter seinen Oberflächen erheblich mehr Geschichte verbirgt, als auf den ersten Blick zu vermuten ist. Die Familie Hoppe, insbesondere Peter Hoppe, brachte von Anfang an viel Elan für dieses Projekt mit und wendete auch erhebliche finanziellen Mittel auf, um dem ehemals sehr repräsentativen Schmitmannschen Haus am Kirchplatz durch seine sinnvolle Nutzung eine tragfähige Zukunft und wieder gebührenden Glanz zu geben. Das Gebäude präsentiert eindeutig seine neuen Seiten und schmückt sich selbstbewusst mit seiner alten zu bewahrenden Substanz.

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