Dino-Fundstätte im Steinbruch entdeckt
Balve. (Simon) Mit einer Sensation wartete der Landschaftsverband Westfalen Lippe gestern auf: In einem Balver Steinbruch sind die Reste von mehreren verschiedenen Dinosaurierarten gefunden worden.
Die genaue Fundstelle wollen die Wissenschaftler des Landschaftsverbandes nicht verraten, um ihre Fundstelle vor Raubgräbern zu schützen. An dieser Fundstelle entdeckten sie die Reste von acht verschiedenen Tierarten, darunter mindestens zwei verschiedene Dinosaurier.
Leiter der Ausgrabungen ist der Paläontologe Dr. Klaus-Peter Lanser. Er präsentierte gestern in Hagen gleich mehrere interessante Fundstücke, so auch die Wirbelknochen und die Kralle eines fleischfressenden Dinosauriers. Tiere dieser Art spielten eine Hauptrolle in dem bekannten Spielfilm "Jurassic Park".
Die Tiere, deren Reste die Wissenschaftler zurzeit ausgraben, lebten vor 130 Millionen Jahren, in einer Periode der Erdgeschichte, die als untere Kreidezeit bezeichnet wird. Europa war in jenen Tagen eine subtropische Inselwelt, bewachsen mit Nadelbäumen und Sumpfzypressen. Damals gerieten die Dinos, einige Schildkröten, Flugsaurier, Krokodile und ein kleines Säugetier wohl in eine wasserführende Spalte oder Höhle, wurden dort mit Schlamm und Erde überdeckt und überdauerten so die Jahrmillionen. Nun werden die Knochen freigelegt, präpariert und sollen schließlich im Naturkundemuseum in Münster ausgestellt werden. Doch für Klaus-Peter Lanser ist es keine Frage, dass auch die Balver einige Ausstellungsexemplare für ihr neues Museum bekommen können, das an der Luisenhütte eingerichtet werden soll.
Dass ausgerechnet er sich um die Grabungsstelle in Balve kümmert, ist für Klaus-Peter Lanser mit einem unerhörten Zufall verbunden. Von Haus aus ist er kein Dino-Experte, kümmert sich um eiszeitliche Tiere. Als ihn die Nachricht von den Funden erreichte, da war er gerade dabei, jene Fundstücke aus der Eiszeit zu sichten, die im Jahre 1939 in der Balver Höhle gemacht worden waren. Dass er einmal mit Dinosaurier-Resten arbeiten werde, das habe er sich als Student nicht träumen lassen, so Lanser, der den Vertretern der Medien gestern die Fundstelle vorstellte.
Die ersten Funde im Steinbruch wurden im Jahre 2000 von einem Hobby-Sammler gemacht. Der hatte dann die Experten des Landschaftsverbandes verständigt und so dazu beigetragen, dass die Funde wissenschaftlich ausgewertet werden können. Großen Dank sprach Klaus-Peter Lanser auch dem Besitzer des Steinbruchs aus, der es möglich gemacht hat, dass die Wissenschaftler ungestört graben können. Die werden sicher noch für einige Jahre im Steinbruch zu tun haben, vorausgesetzt, dass die nötigen Fördermittel auch weiterhin fließen.
WP vom 06.07.2004
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